DAS KUNSTHANDWERK DES INDIGENEN VOLKES KRAHÔ
Ihr Handwerk spiegelt die tausendjährige Begegnung
zwischen den Krahôs und dem Cerrado wider
Die Produktion von Bioschmuck ist äußerst detailliert und aufwändig.
Die Tiririca-Pflanze (Scleria Macrophylla)
Typische Krahô-Armbänder aus Tiririca
Die Bilder wurden mit Genehmigung aus den Katalogen Artesanias do Cerrado (Centro Cultural Kàjre und Museu do Indio – FUNAI)
und Artesanato Krahô (Centro Cultural Kàjre) entnommen.
Die Geschichte und das Schicksal der Krahô
Die Geschichte und das Schicksal der Krahô ist untrennbar mit dem Cerrado verbunden, den Feuchtsavannen des brasilianischen Zentralplateaus. Sie nennen ihre Heimat Põ oder pjê cunẽa, was so viel wie „unser Land“ bedeutet.
Allerdings hat dieses Land viel von seiner ursprünglichen Pracht und Größe eingebüßt und verliert weiterhin Hektar um Hektar an expandierende Monokulturen und Weideflächen für die Viehzucht.
Die semi-nomadische Lebensweise von einst, haben die Krahôs längst aufgeben müssen. Sie wurden aus ihrem Lebensraum vertrieben und gezwungen sich immer weiter ins Landesinnere zurückzuziehen.
Nach Jahrhunderten gnadenloser Verfolgung, wäre ihr Volk wahrscheinlich vollkommen ausgelöscht worden – ein Schicksal, dem viele andere indigene Kulturen Südamerikas nicht entkommen konnten – wenn die brasilianische Regiering Anfang der 1950er Jahre nicht das Gebiet im nordöstlichen Teil des Bundesstaates Tocantins, indem sich die Krahôs notgedrungen niedergelassen hatten, als Terra indígena, also als Territorium der Krahôs erklärt hätte.
Heute leben knapp 3000 Menschen in 29 Dörfern innerhalb des 300.000 Hektar umfassenden Schutzgebiets. Dadurch konnten Kultur und Traditionen erhalten bleiben, ebenso wie eine unermesslich wertvolle Fläche unberührten Cerrados. Tatsächlich handelt es sich um das größte kontinuierlich erhaltene Gebiet dieses einzigartigen Ökosystems.
Ursprünge
Die Krahôs, so wie auch weitere Völker am östlichen Ufer des Tocantins-Flusses bezeichnen sich und ihre Stammesgenossen als „Mehi“, was so viel bedeutet wie "die aus meinem Fleisch" oder "Leute wie wir". Ihre Sprache gehört zur ethnolinguistischen Gruppe Timbira, die wiederum ein Zweig der Sprachfamilie Jê ist.
Ihre Dörfer sind durch ihre charakteristische kreisförmige Struktur erkennbar, bei der jedes Haus über einen radial verlaufenden Weg mit dem zentralen Hauptplatz verbunden ist.
Das kulturelle Erbe der Krahôs ist reich an künstlerischen Ausdrucksformen wie Körperbemalung, Schmuck und Handwerk, Ritualen und Wettkämpfe wie dem traditionellen Baumstammlauf sowie eigenen Mythen und Legenden.
Kulturzentrum Kàjre
Pedra Branca ist das älteste und größte Dorf der Krahôs. Dort leben 450 Menschen, von denen sich über 100 dem Kunsthandwerk widmen. Täglich arbeiten sie daran, Armbändern, Halsketten und Taschen aus den Fasern und Samen von Pflanzen, die im Cerrado heimisch sind, herzustellen.
Mehrere Familienmitglieder sind an der Ernte, Verarbeitung der Materialien bis hin zur Fertigstellung der Kunsthandwerke beteiligt. Die handwerkliche Produktion nimmt somit eine zentrale Rolle im Alltagsleben der Krahôs ein. Dank der friedlichen Koexistenz mit den Einwohnern umliegender Ortschaften ist diese Tätigkeit in den letzten Jahrzehnten zu einer wichtigen Einnahmequelle für die Gemeinschaft geworden.
Der Verein Kàjre vertritt die Kunsthandwerker und unterstützt sie bei der Vermarktung ihrer Produkte. Zudem setzt er sich für ein nachhaltiges Ressourcenmanagement ein. Die erzielten Einkünfte werden in Projekte investiert, die darauf abzielen, die Lebensbedingungen der Krahôs zu verbessern. Ein solches Projekt ist Mentuwajê Guardians of Culture, bei dem durch audiovisuelle und schriftliche Aufzeichnungen von Geschichten, Gesängen und Ritualen zur Bewahrung der Krahô-Kultur beigetragen wird. Die Gruppe vereint junge Krahô-Videofilmer, die im Kulturzentrum für die Dokumentations- und Filmarbeiten ausgebildet wurden.
Wir laden Sie ein, eine Welt zu entdecken, die von den geschickten Händen und dem aufmerksamen Auge der Krahô-Handwerker aus Samen, Perlen, Fäden und Schussfäden gewebt wurde. - Ihr Handwerk spiegelt die tausendjährige Begegnung zwischen den Krahôs und dem Cerrado wider.
"Wer das Kunsthandwerk der Krahô wertschätzt und verbreitet, trägt dazu bei, Einkommen zu generieren und die Lebensbedingungen in den Dörfern zu verbessern. Darüber hinaus trägt es zur Kultur eines der traditionellen Völker Brasiliens und zur Erhaltung des Cerrado bei. Das Krahô-Territorium ist heute eine wahre Insel des Widerstands dieses Bioms, das zunehmend durch die Ausweitung der Agrarindustrie bedroht ist."
Schmuck und Accessoires
Halsketten, Halsbänder, Ohrringe und Armbänder werden sowohl bei Ritualen und Festlichkeiten als auch im Alltag getragen. Sie dienen als schmückende Accessoires für Frauen, Männer und Kinder.
Die Produktion von Bioschmuck ist äußerst detailliert und aufwändig. Beispielsweise werden für eine Halskette alle Samen einzeln von Hand durchbohrt und aufgefädelt. Vor diesem Vorgang werden die Samen jedoch einer speziellen Behandlung unterzogen. Sie werden ins Wasser gebracht, um zum Keimen angeregt zu werden. Anschließend werden die Keime entfernt, die Samen werden in heißem Sand geröstet und an der Sonne getrocknet.
Quelle: Artesanias do Cerrado/ https://www.academia.edu/35514049/Artesanias_do_Cerrado und Artesanato Krahô/ https://kajre.org/